Ida und Max Kaufmann-Haus
Das jüdische Paar Ida und Max Kaufmann kam ursprünglich aus Galizien (damals Österreich- Ungarn, heute Westukraine) nach Deutschland. Von Hamborn zogen sie 1914 nach Gladbeck. 1924 kaufte Max das Haus Horster Straße 54 (früher Kaiserstraße), vormals eine Apotheke. Er zog mit seiner Frau und seinen acht Kindern dort ein und eröffnete ein Geschäft für Manufaktur-, Kurz- und Wollwaren.
Mitte der 1920er Jahre mietete die jüdische Gemeinde im Erdgeschoss des Hauses einen Raum und richtete ihn als Betsaal mit zwei Thorarollen ein. Zur jüdischen Gemeinde in Gladbeck zählten damals ca. 250 Menschen. Später wurden in einem weiteren Raum Kinder in jüdischer Religion unterrichtet. So war das Haus der zentrale Anlaufpunkt der jüdischen Bevölkerung in der Stadt. 1933 wurde Max Kauf-mann zum Repräsentanten der Gemeinde gewählt.
Nach der Machtübernahme der Nazis nahm die Hetze gegen die jüdische Bevölkerung zu und ihre Geschäfte wurden boykottiert. Während des Pogroms am 9./10. November 1938 wurden das Geschäft und die Wohnungen geplündert und zerstört, die Bewohner in „Schutzhaft“ genommen. Danach eröffnete dort die NSDAP-Ortsgruppe Gladbeck-Mitte ihre Geschäftsstelle und richtete einen Luftschutz- und Schulungsraum ein.
Max und Ida gelang die Flucht nach Amsterdam, wo sie im jüdischen Viertel wohnten. Hier starb Max 1942 an einem Herzinfarkt. Ida wurde 1943 verhaftet und über das Lager Westerbork in das Ghetto Theresienstadt im heutigen Tschechien deportiert, wo sich ihre Spur verläuft. 1945 wurde sie für tot erklärt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnete in dem Haus der jüdische Kaufmann Isidor Kahn ein Konfektionsgeschäft für Herren. Er hatte in verschiedenen Verstecken innerhalb und außerhalb von Gladbeck die NS-Zeit überlebt. Heute ist das Gebäude im Besitz der Arbeiterwohlfahrt und beherbergt eine Beratungsstelle sowie betreutes Wohnen für Menschen mit psychischen Erkrankungen und mit Suchterkrankungen.
Zur mahnenden Erinnerung trägt das Haus Horster Straße 54 seit dem 9. November 2018 den Namen „Ida und Max Kaufmann-Haus“.